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Zahnprobleme bei Pferden sind eine häufige, jedoch oft unterschätzte Herausforderung im Umgang mit unseren geliebten Vierbeinern. Die Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis, kurz EOTRH, ist eine spezifische Zahnerkrankung, die vermehrt bei älteren Pferden auftritt und mit erheblichen Schmerzen einhergehen kann.

In diesem Artikel möchten wir Ihnen einen Einblick in die Ursachen, Symptome und vor allem in die möglichen Maßnahmen geben, die ergriffen werden können, wenn die Zähne Ihres Pferdes von dieser schmerzhaften Erkrankung betroffen sind.<&p>

Erfahren Sie, wie Sie frühzeitig Anzeichen erkennen und welche Pflegemaßnahmen sowie tierärztliche Unterstützung Ihrem Pferd Linderung verschaffen können. Der Zahngesundheit unserer Pferde die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken, ist nicht nur für ihr Wohlbefinden, sondern auch für ihre allgemeine Lebensqualität von entscheidender Bedeutung.

Was steckt hinter der Abkürzung EOTRH?

Die Abkürzung der Krankheit EOTRH bedeutet Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis, was sich ins Deutsche als odontoklastische Zahnresorption und Hyperzementose der Pferde übersetzten lässt.

Odontoklasten sind große Zellen, die auch normalerweise im Pferdekörper vorkommen und beispielsweise für die Beseitigung von Milchzahnwurzeln beim Zahnwechsel vom Milchzahngebiss zum bleibenden Gebiss zuständig sind.

Diese werden im Rahmen der EOTRH durch Entzündungsprozesse an Zahnfleisch und Zahnhalteapparat aktiv und lösen vereinfacht gesagt Resorptionsprozesse im Bereich der Zahnwurzeln bzw. Zahnhartsubstanz und in manchen Fällen den Kieferknochen aus.

Dadurch werden Reparaturprozesse angestoßen, in deren Folge Zahnzement an den betroffenen Bereichen angelagert wird. Dies kann so weit gehen, dass verdickte Wurzeln in mehr oder weniger ausgeprägter Form unter dem Zahnfleisch zu sehen sind.

Es handelt sich hierbei um eine stark vereinfachte Darstellung, da die verschiedenen Praxisfälle oft sehr stark voneinander abweichen und nichtsdestotrotz unter den Sammelbegriff EOTRH fallen.

Die verschiedenen Formen von EOTRH

Es ist gut möglich, dass es sich bei dem beschriebenen Krankheitsbild EOTRH um verschiedene Erkrankungen handelt, die sich erst mit der Zeit im Laufe des pferdezahnmedizinischen Erkenntnisgewinns genauer ausdifferenzieren lassen. Zurzeit unterscheidet man histologisch drei verschiedene Formen: 

  • Die resorptive EOTRH,
  • die hyperzementöse EOTRH
  • und die Mischform.

 

Es handelt sich dabei um eine meist langsam -in manchen Fällen jedoch auch rapide- fortschreitende destruktive und aktive Erkrankung, welche hauptsächlich die Schneidezähne, manchmal die Hengstzähne und in Ausnahmefällen auch die Backenzähne betreffen kann.

Die Ursachen sind noch nicht aufgeklärt, wobei Autoimmunreaktionen eine große Rolle zu spielen scheinen.

Weitere Faktoren könnten biomechanische oder sonstige mechanische Einflussfaktoren, bakterielle Infektionen (z.B.Treponema), Ernährungsfaktoren (Über- oder Unterversorgung mit Nährstoffen) oder Aufnahme von schädlichen Stoffen, systemische Erkrankungen (z. B.Cushing), Kontakt mit schädlichen Substanzen und genetische Faktoren sein.

Welche Pferde sind meist von der Erkrankung betroffen?

Es sind hauptsächlich Pferde im Alter von 14–15 Jahren und älter betroffen, wobei es außer bei Islandpferden (außerhalb Islands lebend) keine wissenschaftlich bestätigte besondere Häufung des Auftretens der Erkrankung bei bestimmten Rassen oder Geschlechtern gibt.

Wie äußert sich EOTRH Erkrankung beim Zahn des Pferdes?

EOTRH äußert sich auf verschiedenste Art und Weise, bleibt jedoch vielfach vom Besitzer unentdeckt und wird dadurch erst vom Tierarzt oder Pferdedentist im Rahmen einer Routinezahnuntersuchung entdeckt.

Pferde EOTRH Erkrankung: Die klassischen Symptome

Man muss sich hierbei bewusst machen, dass Pferde Fluchttiere sind, die evolutionär gesehen Krankheitssymptome der Pferde nach außen hin aus Überlebensgründen kaum oder nur wenig zeigen durften. Sie leiden daher stumm und zeigen Verhaltensauffälligkeiten, wenn überhaupt nur, wenn die Erkrankung stark fortgeschritten ist und daher hochgradige Schmerzen verursacht.

 

Symptome - Beispiele, wie sich die Krankheit beim Pferd bemerkbar machen kann sind z. B.:

  • Erhöhte Sensibilität am Zahn des Pferdes z. B. beim Auftrensen
  • Probleme beim Trinken von kaltem Wasser
  • Möhren können nicht abgebissen, sondern nur abgeknickt werden (Möhrentest)
  • Sensibilität im Maulbereich z. B. beim Anfassen der Pferde Zähne
  • Unangenehmer Geruch aus dem Maul und der Zähne
  • Futteransammlungen im Schneidezahnbereich
  • Kleine Fistelkanäle oder Eiterbläschen im Zahnfleisch über den oder seitlich der Schneidezähne
  • Vermehrte Bildung von Zahnstein durch mangelnde Zahnpflege
  • Unter dem Zahnfleisch sichtbare Hervorwölbungen oberhalb der Schneidezähne bzw. Knochens
  • Abgebrochene Schneidezähne am Pferd
  • Rückbildung von Zahnfleisch, Paradontose (die Zähne insgesamt oder einzelne Zähne erscheinen länger)
  • Zahnfleischentzündung z.b. an Schneidezähnen des Zahnfleisches (gerötetes oder anderweitig verfärbtes Zahnfleisch) der Pferde
  • Ungeklärte Gewichtsabnahme der Pferde
  • Allgemeine Verhaltensauffälligkeiten (Apathie, Teilnahmslosigkeit, Schmerzgesicht)
  • Auffälligkeiten beim Reiten (z. B. Kopfschlagen)

 

Die Diagnose durch den Tierarzt erfolgt hauptsächlich anhand der klinischen Symptomatik, meist im Zusammenspiel mit Röntgenaufnahmen, wobei in Zweifelsfällen auch eine histologische Untersuchung durchgeführt werden kann. Wichtig zu wissen ist hierbei, dass röntgenologische Veränderungen alleine kein Grund für eine Extraktion der Zähne sein müssen.

In einer Studie aus 2018 (Rehrl et.al.) wurde gezeigt, dass 94 % von 142 Pferden im Durchschnittsalter von 21 Jahren geringfügige und 62 % leichte bis schwere röntgenologische Anzeichen von EOTRH zeigten. Dies spricht unter anderem dafür, dass physiologische altersbedingte röntgenologische Veränderungen unbedingt von denen einer echten EOTRH abgegrenzt werden müssen.

Tatsächlich von EOTRH betroffene Zähne können bis dato nicht geheilt werden und sollten ab einem bestimmten Punkt extrahiert werden. Die zugrundeliegende Parodontose lässt sich jedoch in manchen Fällen etwas lindern.

Hierfür infrage kommt zum Beispiel die Zahnsteinentfernung, ggf. das Kürzen der Zähne durch den behandelnden Tierarzt, das Putzen der Zähne, die Desinfektion mit Chlorhexidin- oder Jodlösung, in Ausnahmefällen eine medikamentöse, antibiotische oder entzündungshemmende Therapie oder Zusatzfuttermittel wie zum Beispiel Pilzmischungen.

Sollte Ihr Pferd tatsächlich an dieser Krankheit leiden und schließlich die Entscheidung für die Extraktion von bestimmten Zähnen gefallen sein, ist es wichtig, dass die Prozedur weitgehend schmerzfrei und schonend für Ihr Pferd abläuft. Unter vielen Pferdehaltern ist bekannt, dass ihr Pferd nach dieser OP schnell wieder fressen und trinken kann.

Wir führen hierfür in den meisten Fällen eine Leitungsanästhesie mit extradünnen Kanülen aus der Humanzahnmedizin zusätzlich zur Lokalanästhesie und Sedation durch. Abschließend erhält es für einige Tage ein starkes Schmerzmittel, welches Sie selber verabreichen können.

Wir helfen Ihrem Pferd!

Wenn Sie weitere Fragen oder den Verdacht haben, dass Ihr Pferd/Pony unter EOTRH leiden könnte, können Sie uns jederzeit anrufen und/oder Fotos der Schneidezähne an 01634714211 senden.

Im Rahmen unserer überregional tätigen EOTRH Ambulanz bieten wir die Untersuchung und Behandlung bei Ihnen im Stall vor Ort, bei OP versicherten Pferden -soweit berufsrechtlich zulässig- für Sie kostenfrei an. Bei unversicherten Patienten erstellen wir gerne einen Heil- und Kostenplan.

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